Bechtheim, Gaustraße –
Öffnungszeiten: April – September. 8 – 20 Uhr / Oktober – März 9 – 17 Uhr
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Der Friedhof in Bechtheim ist mit seinen alten Grabstätten und Denkmälern ein würdiger Ruheplatz für unsere Verstorbenen.
Ursprünglich wurden die Verstorbenen in Bechtheim auf dem Friedhof neben der Basilika beigesetzt. Einige wenige Grabsteine zeugen heute noch davon.
Im Jahre 1814 erließ die damalige französische Regierung der Provinz Rhein-Hessen ein Dekret, dass alle Gemeinden in der Provinz neue Friedhofsgelände auszuweisen hätten. Begründet wurde dies damit, dass die bestehenden Friedhöfe seinerzeit an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen waren und weil die Friedhöfe damals keine Mauern als Abgrenzung hatten, sodass das Vieh der Gemeinden oft pietätlos auf den Friedhöfen weidete.
Zwei harsche Schreiben der Provinzialregierung aus den Jahren 1820 und 1831 setzten die Gemeinden in Rhein-Hessen unter Zwang, neue Friedhofsareale festzulegen. Zwar hatte der Gemeinderath der Großherzoglichen Gemeinde Bechtheim 1827 beschlossen, den alten Friedhof zu erweitern, musste dann aber das Dekret des Freiherrn von Lichtenberg umsetzen, wonach die Friedhöfe außerhalb der Gemeinde anzulegen seien.
Bis 1833 wurde daraufhin der erste Teil des heutigen Friedhofs westlich des Dorfes in gebührendem Abstand angelegt. Das Bechtheimer Archiv enthält hierüber einige Dokumente zur Vermessung, zu den Kaufakten und Rechnungen der unterschiedlichen Handwerker.
Im Archiv sind auch die im Jahr 1832 neu aufgestellten Bestattungsregeln und die Unterlagen über die Anschaffung eines Todtenwagens zu finden, mit dem die Verstorbenen zu Friedhof gebracht werden konnten. Auch verschiedene Anläufe, eine Unterstellmöglichkeit für diesen Totenwagen zu schaffen, sind beschrieben. Zuerst wurde eine solche Remise noch an der Basilika errichtet. Noch heute zeugt der Anbau neben dem Chor auf der Ostseite davon. Später wurde das bestehende Eichhäuschen umfunktioniert, das die Eichmaße für die nach der Französischen Revolution und späteren französischen Verwaltung eingeführten neuen Maßeinheiten beherbergte. Einen Überblick über die unterschiedlichen Maßsysteme kann man heute am neuen Brunnen am Marktplatz finden.
Später wurde dann auf dem Friedhof selbst die Remise für den Totenwagen errichtet, wie sie im großen Bild oben zu sehen ist. Der Totenwagen war noch solange in Betrieb, bis am Volkstrauertag im Jahr 1963 die neue moderne Leichenhalle zusammen mit dem davor errichteten Mahnmal für die Toten des 2. Weltkriegs aus dem Atelier des Bildhauers Nonnenmachers auf dem inzwischen mehrfach erweiterten Friedhof eingeweiht wurde.
Anhand alten Dokumente über die Entwicklung des Friedhofs lässt sich auch die gesellschaftliche Entwicklung in Bechtheim ablesen. Heute kann man sich darüber amüsieren, wie sich die Großherzogliche Gemeinde und die beiden Konfessionen über die Zeremonie bei der Einweihung des neuen Friedhofs im Mai 1834 stritten. Auch Parallelen zur heutigen (2020/21) Pandemie finden sich dort. So wurde zur Jahreswende 1834/35 das sonst übliche Läuten beim Einsargen der Verstorbenen, bei der Überführung zum Friedhof und bei der Beisetzung auf Gemeinderatsbeschluss hin verboten und bei Verstößen gegen die Verordnung mit polizeylichen Mitteln gedroht. Grund für die Verordnung war eine Cholera-Epidemie im selben Jahr, die soviele Sterbefälle zu verzeichnen hatte, dass befürchtet wurde, das permanente Läuten könne die erhoffte Genesung der Erkrankten negativ beeinflussen.
Weitere Erweiterungen der Friedhofsfläche wurden im Laufe der Zeit notwendig. Die erste schon 1872, dann 1901 im Zuge der Flurbereinigung zum Bau der Eisenbahnlinie von Osthofen nach Gau Odernheim und schließlich 1939, mit der der Friedhof seine jetzige Größe erreichte.
Auf dem Friedhof sind neben dem modernen Denkmal des Bildhauers Nonnenmacher weitere Denkmäler zu finden, die früher an anderer Stelle in Bechtheim zu finden waren. Dies sind die Denkmäler zum Krieg 1870/71 (im Bild oben, neben der Remise), das nach alten Fotos früher auf dem Marktplatz stand und das Mahnmal (links) für die Gefallenen im ersten Weltkrieg.
Somit ist der Friedhof in Bechtheim neben der Ruhestätte für unsere Verstorbenen auch ein Mahnmal für die Verwirrungen in unserer Geschichte.
Die Pflege der Friedhofsanlage obliegt der Ortsgemeinde Bechtheim. Besondere Unterstützung erhält die Gemeinde durch das Friedhofsteam, das sich schon lange Jahre für die Pflege engagiert. Zum Team, das offen ist für weitere Unterstützerinnen und Unterstützer, gehören Karl Jacobs, Adolf Umstad, Helmut Strasser, Manfred Laurer und Gerhard Feile. Die Bechtheimerinnen und Bechtheimer schätzen diesen freiwilligen Service ganz besonders.